Der "Fuchsgarten" im Ansbacher Hofgarten
Zur Geschichte des Ansbacher Hofgartens
Der Hofgarten der Ansbacher Markgrafen wird bereits Mitte des 16. Jahrhunderts in dem berühmten Kräuterbuch des Leonhart FUCHS (1501-1566) erwähnt. Rund hundert Jahre später wurde hier erstmals nördlich der Alpen eine Agave zum Blühen gebracht. Zwischen 1723 und 1750 erfolgte die Umgestaltung zu einem großen Barockgarten.
Architektonisches Zentrum des Gartens war und ist die 1726-1743 von Karl Friedrich VON ZOCHA entworfene schlossähnliche Orangerie mit einem vorgelagerten Parterre und zwei seitlich angeordneten Lindensälen. Die Orangerie war im Sommer Bühne höfischer Festlichkeiten, im Winter diente sie als Gewächshaus. Hauptbestandteil des Gartens ist eine vierreihige Baumallee die parallel zur Orangerie verläuft und über 550 Meter lang ist. Im zweiten Weltkrieg wurde der Garten stark beschädigt, doch ist es gelungen, einige historisch überlieferte Gartenelemente wiederzubeleben. Im Zuge dieser Bemühungen wurden zwei Lindensäle und Alleen neu angepflanzt. Die rahmende Rabatte des Parterres wird heute im Stile des 17. und 18. Jahrhunderts mit einer bunten Vielfalt von Frühjahrs- und Sommerblumen bepflanzt. In den Sommermonaten schmücken über 150 Kübelpflanzen den Platz vor der Orangerie, darunter Zitronen-, Pomeranzen-, Oliven-, Pistazien-, Lorbeer- sowie Erdbeerbäume. Denkmäler und Gedenktafeln erinnern u.a. an den Botaniker Leonhart FUCHS, den Dichter Johann Peter UZ und an Kaspar HAUSER, der hier im Dezember 1833 unter mysteriösen Umständen ums Leben kam.
Im ehemaligen Gärtnereigelände des Hofgartens kann heute der sogenannte "Fuchsgarten" besichtigt werden.
Der "Fuchsgarten" als Pflanzensammlung
Ansbach hat einen besonderen Grund, an den Botaniker und Arzt Leonhart FUCHS zu erinnern. Zwischen 1528 und 1535 war FUCHS hier in Ansbach für den Markgrafen GEORG VON BRANDENBURG (reg. 1527-1543) als Leibarzt tätig. In dieser Zeit begann er auch sein berühmtes Heilpflanzenbuch "De historia stirpium commentari« zu schreiben, das er dann 1543 erstmals in deutscher Sprache unter dem Titel "New Kreüterbuch" veröffentlicht.
In Erinnerung an die herausragende Bedeutung dieses Gelehrten der Renaissancezeit – Leonhart FUCHS gilt als einer der »Väter der Botanik« – und an seinen mehr als sechsjährigen Aufenthalt in Ansbach wurde bereits 1922 eine Gedenktafel an der Hofgartenmauer angebracht. 2001 wurde dann in im Areal der ehemaligen Gärtnerei der sogenannte "Fuchsgarten" angelegt. Hier zeigt die Schloss- und Gartenverwaltung Ansbach einige der über 500 Pflanzen, die Leonhart FUCHS in seinem Kräuterbuch beschrieben hat. Alle Pflanzen sind mit Etiketten versehen. Auf diesen stehen neben dem botanischen Namen der Pflanze auch noch ein Hinweis auf die Abbildung in Fuchs’ Kräuterbuch und ein Vermerk über die von FUCHS angegebene "krafft und würckung" der jeweiligen Pflanze.
Werdegang eines begabten Wissenschaftlers
1501 - am 17. Januar wird Leonhart FUCHS in Wemding bei
Nördlingen geboren
1513 - wird er an der Universität Erfurt immatrikuliert
1517 - beendet er seine Ausbildung mit dem akademischen Titel
"Baccalaureus artium", der ihn berechtigt zu lehren
1519 - entschließt er sich zur Fortsetzung des Studiums an der
Universität Ingolstadt (Fächer: klassische Sprachen,
Philosophie und Medizin)
1521 - mit 20 Jahren, schließt er das Studium mit der
Magisterprüfung ab. 1524 erwirbt er schließlich den Titel
"Doktor Medizinae"
1524-26 - praktiziert Fuchs für zwei Jahre als Arzt in München;
hier heiratet er Anna FRIEDBERGER, die Tochter eines Münchner Ratsherren
1526 - folgt er der Berufung als Professor der Medizin an die katholische Universität Ingolstadt; dort bekommt er aber schon bald Schwierigkeiten wegen seinem reformatorischen Eifer und das Eintreten für eine umfassende Studienreform
1528 - wechselt er als Leibarzt an den protestantischen Hof des Markgrafen Georg VON BRANDENBURG in Ansbach; ihm wird eine Professur an der in Ansbach geplanten Universität in Aussicht gestellt
1530 - erscheint seine Streitschrift "Errata recentiorum medicorum" (lat. = Irrtümer der neuen Ärzte); sie macht ihn "fast über Nacht in der gesamten akademischen Welt bekannt, aber auch zum Ziel heftiger Kritik" (DOBAT 2000)
1533 - nachdem sich die Universitätsgründung in Ansbach immer weiter hinausschiebt, wechselt FUCHS zurück an die Hochschule nach Ingolstadt; als er dort jedoch wiederum Anfeindungen ausgesetzt ist und ihm sogar das Abhalten von Vorlesungen verboten wird, kehrt er wieder nach Ansbach zurück, voller Dank, dass ihn der Markgraf "ex Ingolstadiensium Sophistarum faucibus" (aus dem Rachen der Ingolstädter Sophisten) gerettet habe« (DOBAT 2000)
1535 - als die Hochschulgründung in Ansbach endgültig scheitert, übernimmt er als 34-jähriger Professor den Lehrstuhl für Medizin an der Universität Tübingen; er wird von seinem neuen Landesherrn, Herzog Ulrich VON WÜRTTEMBERG (reg. 1498-1519 und 1534-1550), mit der Neuordnung der Universität beauftragt; im Oktober wird er bereits zum Dekan der medizinischen Fakultät ernannt
1542 - erscheint sein berühmtes Heilpflanzenbuch "De historia stirpium commentari" in lateinischer Sprache (dt.: Kommentare zur Geschichte der Heilpflanzen)
1543 - erscheint die erweiterte deutsche Ausgabe unter dem Titel: "New Kreüterbuch"
1566 - am 10. Mai stirbt Leonhart FUCHS im Alter von 65 Jahren in Tübingen
Das »New Kreüterbuch« – ein Arzneipflanzenwerk von Weltrang
Leonhart FUCHS wollte mit eigenen Forschungen den seinerzeit in der Medizin und in der Arzneikunde führenden Arabern ihren Rang streitig machen. FUCHS widmete sich den Schriften der großen Gelehrten der Antike und empfahl seinen Studenten zum Kennenlernen der Pflanzen das intensive Studium der Natur. 1542 veröffentlichte FUCHS sein erstes, über 900 Seiten umfassendes Heilpflanzenbuch mit dem Titel: "De historia stirpium commentari". In Ansbach begonnen, hatte er dieses ambitionierte Werk erst in Tübingen vollenden können. FUCHS führte hier erstmals die wissenschaftliche Benennung der Pflanzen ein. Da das Buch zunächst ausschließlich für Ärzte und Apotheker gedacht war, wählte Fuchs die damals für medizinische Fachbücher gebräuchliche lateinische Sprache.
Doch schon ein Jahr später, 1543, gab FUCHS eine überarbeitete und um sechs neue Bildtafeln erweiterte deutsche Fassung dieses bahnbrechenden wissenschaftlichen Werkes heraus; sein Titel: "New Kreüterbuch". In 346 Kapiteln stellt Fuchs insgesamt über 400 einheimische und ca. 100 fremdländische Heil- und Arzneipflanzen vor. Jede Pflanze wird nach dem gleichen Schema beschrieben. Zuerst nennt Fuchs den Namen, dann beschreibt er die äußere Gestalt und nennt anschließend auch den Fundort. Die meisten Gewächse hatte FUCHS in der Umgebung von Tübingen gefunden, es werden aber auch mehrfach Nürnberg und Ingolstadt erwähnt. Als nächstes nennt FUCHS die Blütezeit der Pflanze, dann behandelt er ihre "Natur und ihre complexion" und geht abschließend auf die "Krafft und würckung" ein. Die den beschreibenden Texten zugeordneten Holzschnitte mit ihren detaillierten Pflanzendarstellungen illustrierten das Werk. Das New Kreüterbuch zählt heute zu den klassischen Werken der botanischen Literatur.
Eine Auswahl der im Fuchsgarten gezeigten Nutzpflanzen
Echter Bärenklau (Acanthus mollis L.), Ballonrebe oder Herzsame (Cardiospermum halicacabum L.), Eberraute (Artemisia abrotanum L.), Echte Ochsenzunge (Anchusa officinalis L.), Gewöhnlicher Andorn (Marrubium vulgare L.), Teufelsabbiß (Succisa pratensis Moench.), Große Sterndolde (Astrantia major L.), Roter Mangold (Beta vulgaris subsp. vulgaris L.), Gurke (Cucumis sativus L.), Herzförmiger Paprika (Capsicum L. speciosum), Lauch (Allium porrum)
Leonhart Fuchs und die Fuchsie
Im Jahr 1696/97 entdeckte Charles PLUMIER (1646-1704), Franziskanerpater und "Königlicher Botaniker" Ludwigs XIV. im westlichen Teil der Antilleninsel Hispaniola (heute Haïti) eine neue Pflanzengattung, die zur Familie der Onagraceen (Nachtkerzengewächse) gehört. Er widmete diese Pflanze dem von ihm geschätzten und Arzt und Botaniker Leonhart FUCHS und gibt ihr den botanischen Namen "Fuchsia". 1703 veröffentlicht PLUMIER die erste Beschreibung und Zeichnung der "Fuchsia triphylla flore coccineo". Der manchmal zu findende Hinweis, Leonhart Fuchs habe die nach ihm benannte Pflanze selbst während einer Reise durch Chile entdeckt, ist falsch.
Jost Albert
Verwendete Literatur:
DOBAT, Klaus (2000): Kalender zum 500. Geburtsjubiläum des großen Arztes und Botanikers Leonhart Fuchs (1501 - 1566) – 2001, Tübingen.
DOBAT, Klaus, DRESSENDÖRFER, Werner (2001): Fuchs, Leonhart, Das Kräuterbuch von 1543. Kommentierter Reprint von 2001, Taschen-Verlag Köln.
BAYERISCHES FINANZMINISTERIUM Hrsg. (2006): Schlösserland Bayern, München.
Abbildungen:
Abb. 2/4/5) Leonhart Fuchs, New Kreüterbuch, Basell 1543.
Abb. 3) Briefmarke zum 500. Geburtstag von Leonhard Fuchs 2001, Urheber / Entwurf: Peter Nitzsche, Hamburg.