Nutzpflanzen in historischen Gärten


Pfefferminzmuseum in Eichenau


Kaum bekannt ist, dass sich Eichenau, eine kleine Gemeinde westlich von München, nach dem Ersten Weltkrieg bis in die 1950er Jahre hinein zum bedeutendsten Pfefferminzanbaugebiet Deutschlands entwickelte. Hier wurde in erster Linie die englische Mitcham-Minze angebaut und geerntet.

Das 1986 eingerichtete kleine Pfefferminzmuseum im Unter-geschoss der ehemaligen Gemeindebibliothek, erinnert an die Bedeutung des Pfefferminzanbaus in Eichenau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es wird seit 1992 vom „Förderverein Pfefferminzmuseum Eichenau e.V.“ ehrenamtlich betrieben und ist deshalb nur sonntags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Die Besucher werden freundlich empfangen und ungeachtet der äußeren Temperaturen mit einem Glas heißen Pfefferminztee willkommen geheißen. Auch „Original Eichenauer Pfefferminztee“ kann man hier kaufen.

Die kleine Ausstellung des Museums erstreckt sich über zwei Räume. Einzelne Ausstellungstafeln beleuchten die etwa 40-jährige Geschichte des Pfefferminzanbaus in der Gemeinde Eichenau von den bescheidenen Anfängen nach dem ersten Weltkrieg (1923: 1.500 m² Anbaufläche) über die explosionsartige Ausweitung des Anbaus (1939: 400.000 m² Anbaufläche), bis hin zum abrupten Ende der Erfolgsgeschichte, das in den 1950er Jahren mit der Öffnung des deutschen Drogen- und Gewürzmarkts für ausländische Waren eingeleutet wurde (1955: 72.000 m² Anbaufläche). Die ausländischen Billig-Importe und auch die steigenden Löhne im Nachkriegsdeutschland führten zum schließlich zur Einstellung des arbeitsintensiven kommerziellen Anbaus.

Anhand kurzer Texte, Archivalien, historischer Fotos und ausgestellten Werkzeugen und Geräten veranschaulicht die kleine Ausstellung, wie die Pfefferminze in Eichenau kultiviert, geerntet und weiterverarbeitet wurde. Beliefert wurde ausschließlich der deutsche Markt. Abnehmer der getrockneten Pfefferminze waren vor allem Drogengroßhändler und pharmazeutische Betriebe, die mit der besten Ware beliefert wurden. Die einfachen Qualitäten wurden von der Teeindustrie aufgekauft und verarbeitet.

Neben einem kurzen Exkurs zur Pfefferminze in der Mythologie und der Betrachtung ihrer Bedeutung in Medizin und Pharmazie nimmt eine umfangreiche Sammlung von weltweit zusammengetragenen Pfefferminzprodukten einen breiten Raum in der Ausstellung ein. Hier stehen beispielsweise alte „After Eight“-Dosen aus Großbritannien neben Pfefferminzlikör-Flaschen und Mundwässern aus Deutschland und Pfefferminz-Pastillen aus Frankreich.

Für Kinder und spielfreudige Erwachsene gibt es auch einen Touchscreen, auf dem man sich über comicartige Darstellungen spielerisch im Anbau und in der Verarbeitung der Pfefferminze ausprobieren kann. Für jeden richtigen Schritt tönt ein dickes Lob aus den Lautsprechern.

Auf der Internetseite des Museums findet man außerdem noch Rezepte, wie die Pfefferminze in der Küche verwendet werden kann. Dabei reicht das Spektrum der verlockenden Rezepte vom Cocktail-Klassiker Mojito, über den Pfefferminzsirup und die Minze-Butter bis hin zur deftigen Erbsensuppe mit Minze. Die Homepage gibt aber auch ganz praktische Hinweise, wie die Pfefferminze erfolgreich im eigenen Garten kultiviert werden kann.

Jost Albert

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