Nutzpflanzen in historischen Gärten


Die echte Feige

(Ficus carica)

Die echte Feige gehört zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). 40 Gattungen ordnen sich ihr unter, wobei die Gattung Ficus die artenreichste darstellt. Es gibt etwa 2000 Arten, von denen beispielsweise die als Zimmerpflanze bekannte Birkenfeige (Ficus benjamini) oder der Gummibaum (Ficus elastica) weit verbreitet sind. [3]

Ihren Ursprung hat die echte Feige (Ficus carica) sinnbildlich gesehen schon bei der Menschheitsschöpfung mit Adam und Eva in Garten Eden. „Gott der Herr ließ Keimen aus der Erde allerlei Bäume von angenehmem Aussehen und mit essbaren Früchten.“ [1] In der Genesis wird nicht gesagt, dass es sich um einen Apfelbaum handelt. Es waren nämlich Feigenblätter, welche beiden Körpern Deckung boten. So wird die Feige von einigen als „die wahre verbotene Frucht“ gesehen. Weitere historische Überlieferungen über den Stellenwert der Feige stammen insbesondere aus dem Mittelmeerraum: Tontafeln des antiken Mesopotamiens beschreiben kulinarische Bräuche, Romulus und Remus wurden unter einem Feigenbaum gesäugt, die Giftschlange, welche Kleopatras Selbstmord herbeiführte, lag in einem Korb voller Feigen, Seeleute nahmen getrocknete Feigen mit auf ihre Reisen und an Land ersetzten sie den teuren Honig. [1]

Die ursprüngliche Heimat der echten Feige wird in Südwestasien vermutet. Seit mehr als 5000 Jahren wird in diesem Gebiet nun bereits die echte Feige als Nahrungs-und Nutzpflanze angebaut [3]. Von dort breitete sie sich in der Antike im gesamten Mittelmeerraum aus[4] und gelangte unter dem Kaiser Julian nach Frankreich und in das übrige Europa. [5] So war der Sonnenkönig Ludwig XIV. Feuer und Flamme und ließ u.a. durch seinen Küchengärtner La Quintinie eine „Feigenanlage“ errichten. Diese Feigenanlage zähle etwa 700 Feigenbäume, was dem Schloss angeblich 4000 Früchte pro Tag brachte. [1] Aber auch schon vor der Popularität in den Königlichen Anlagen im Barock, als ganze Feigengärten und Feigenhäuser angelegt wurden (z.B. in Herrenhausen, westlich an das Schloss anschließend), gibt es Aufzeichnungen der Kultivierung. Karl der Große erwähnte beispielsweise in seiner wahrscheinlich um 800 erlassenen Landesgüterverordnung auch Feigenbäume, welche auf seinen Gütern angebaut wurden, damit sie auf der herrschaftlichen Tafel serviert werden konnten. [6]

Die Feige ist demnach nicht an das Klima des Mittelmeerraumes gebunden. Sie gedeiht auch weitab ihrer Heimat. Solange es sich um wintermilde Regionen handelt und sie an geschützten Orten wie Hauswänden oder Weinbergen stehen kann, wächst sie auch in Deutschland. Sogar als Kübelpflanze auf Balkonen können Früchte heranreifen. Neue Züchtungen lassen dabei eine Frosthärte bis minus 15 Grad Celsius zu. Die Wildform ist dagegen sogar im laublosen Zustand sehr empfindlich gegenüber Früh- und Spätfrösten. Ebenso verträgt sie keine Staunässe und besonders extreme Feuchte zur Fruchtreife ist gefährlich. Mit wenig Niederschlag kommt die Pflanze hingegen gut zurecht. Sie hat außerdem nur geringe Bodenansprüche und ist relativ salzverträglich. [4] Je nach Klima kann der Baum ein bis dreimal im Jahr blühen. Die letzte Blüte bringt dabei zumeist die Feigen mit dem besten Geschmack hervor. [1]

Der Feigenbaum ist allerdings kein typischer Obstbaum. Er bildet keine außen sichtbaren Blütenstände, sondern welche im Inneren eines geschlossenen Blütenbodens. Diese reifen zu einem fleischigen „Tropfen“ heran, den wir als Frucht der Feige bezeichnen. Die eigentlichen Früchte (Steinfrüchte) sind die kleinen Kerne innerhalb des Blütenbodens. [1] Die Feige ist also vergleichbar mit einer „umgestülpten Erdbeere“. [2] Als Baum oder Strauch wächst sie bis zu 10 Metern hoch.

Verzehrt werden die „Früchte“ der Feigen frisch und getrocknet. Hauptproduzent beider Varianten ist mittlerweile die Türkei. Die Haut kann gut mitgegessen werden, sie steigert sogar den Geschmack. In der Küche ist die Feige vielseitig einsetzbar. Von der Vorspeise über den Hauptgang bis hin zum Dessert ist sie eine gerngesehene Begleitung. [1]

Katharina Wesp



Verwendete Quellen:

[1] DAVID, Pierre; MERMET, Gilles; WILLEMIN, Martine (2011). Der Küchengarten des Königs. Köln: Dumont Buchverlag. S.106 – 113.
[2] WALPERS, Dr.G. (1851). Deutsches Magazin für Garten- und Blumenkunde.Ueber Feigen.
[3] gartenakademie.rlp.de http://www.gartenakademie.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/0/990c4172d4ecce21c1256f38002f729a?OpenDocument. 27.08.2017
[4] de.wikipedia.org https://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Feige#Verbreitung_und_Standort, 27.08.2017
[5] KRÜNITZ, J.D., Oeconomische Encyclopädie online. http://www.kruenitz1.uni-trier.de/
[6] SCHMÖGER, Alexandra in: Historische Nutzgärten Bohnapfel, Hauswurz, Ewiger Kohl – Neue Rezepte für alte Gärten (2008). „Geschichte der Küchengärten“. BHU. S.26, 29.



Abbildungen:

Abb. 1: Die Violette- und die Birnfeige (Du Hamel Du Monceau (1775), Abhandlung von den Obstbäumen – 11.5 Obs 1)
Abb. 2: Ficus carica L. (Trew, C.J., Ehret, G.D., Plantae selectae, vol. 8: t. 73 (1771) [G.D. Ehret],
URL: plantillustrations.org/illustration.php?id_illustration=58571&language=English, 24.08.2017, 17:15 Uhr http://plantillustrations.org/illustration.php?id_illustration=58571&language=English)



Historisches Rezept

Klassifizierung: 641.643 Zitrusfrüchte und Früchte von MoraceenGebackene Feigen

Es werden ganze Feigen unter einander gedrückt, Rinden von einer Semmel geschnitten, Aepfel hinzu gethan (welche wie die Feigen breit und rund geschnitten seyn müssen), selbige zwischen die Feigen an ein hölzernes Spießchen gesteckt, in einen von Mehl und Wein angemachten Teig getunkt, in heißes Schmalz gethan, langsam heraus gebacken, vom Spießchen herunter geschnitten, mit Zucker überstreuet, und alsdenn zu Tische getragen. Manche füllen hierüber die Feigen mit Majoran, Petersilie und andern feinen Kräutern, auch groß Rosinen, geriebenen Pfefferkuchen, Zucker, Zimmet, Ingber und Saffran.

Aus: D. Johann Georg Krünitz: "OekonomischeEncyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung", 1773 bis 1758. Verwendet wurde die "OeconomischeEncyclopädie online" der Universität Trier/Universitätsbibliothek: kruenitz1.uni-trier.de

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