Nutzpflanzen in historischen Gärten


Rote Bete

(Beta vulgaris L. subsp. vulgaris var. conditiva)

Rote Rübe, Rande oder Salatrübe: all diese Bezeichnungen stehen für die Rote Bete, ein anspruchsloses und sehr gesundes Wurzelgemüse, das heute eher seltener verzehrt wird. Früher hingegen war das Gemüse weit verbreitet. Ein hoher Mineralstoff- und Ballaststoffgehalt machten die Rote Bete zu einem wertvollen Wintergemüse. Helene Klingemann preist in ihrem Heft "125 neue Gemüse-, Pilz- und Tomaten-Gerichte unserer Zeit" aus dem Jahr 1917 eine ausschließlich mit Rote Bete gekochte ‚Rote Rübensuppe‘ an, wobei sie darauf hinweist: "besser schmeckt die Suppe, wenn man eine Flasche Apfel- oder Weißwein und etwas Zimtstange dazu tut" (1); diese Zutaten waren sicherlich eher Luxusartikel in den Tagen des Krieges. Vor allem verwendete man die Rote Bete aber zum Einwecken. Schon Zedler schreibt im 18. Jahrhundert: "man pfleget sie zur Herbst-Zeit, ehe ihnen die Blätter vergehen, auszuziehen, ein wenig zu sieden, und das Ober-Häutlein abzuziehen, darnach in Scheiben zu zerschneiden, u. mit Bier-Eßig, Merrertig, Fenchel, Kümmel oder Koriander einzumachen" (2). Leonhardt Fuchs zeigt in seinem Kräuterbuch von 1543 sogenannte ‚Rotrüben‘. Folglich war die Pflanze bereits im Mittelalter bekannt. Ebenso wird eine Nutzung als Gemüsepflanze spätestens seit dieser Zeit vermutet.

Die Rote Bete ist eng mit den Futter- und Zuckerrüben verwandt und gehört zu der Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae). Kennzeichnend sind ihre rote Farbe, sowie der durch konzentrische Zuwachszonen gebildete Knollenkörper (3). Dieser kann rundlich oder plattrund, je nach Sorte aber auch länglich oder walzenförmig sein. Die Rote Bete geht auf die ‚Wilde Rübe‘ (Beta vulgaris var. maritima) zurück, die gleichwohl ‚Meerstrandrübe‘ oder ‚See-Mangold‘ genannt wird. Sie kommt vor allem in den Mittelmeerländern vor. Die modernen vollfarbig roten Sorten entstanden vorrangig im 19. und 20. Jahrhundert.

Bei der zweijährigen Pflanze werden im ersten Jahr eine Blattrosette sowie der Rübenkörper angelegt. Im darauffolgenden Jahr kommt es zur Ausbildung der Blütenstände. Eine deutliche Ringbildung der Knolle, sofern sie nicht sortenbedingt ist, weist auf schlechte Wachstumsbedingungen hin. Das Auspflanzen der Jungpflanzen sollte von Mai bis Mitte Juli erfolgen, womit sich die rote Bete auch gut zur Nachkultur eignet. Sie kann folglich angebaut werden, wenn die Frühjahrs- bzw. Hauptkultur auf den Beeten bereits abgeerntet ist. "Das Ausnehmen der für den Winterbedarf bestimmten Rüben erfolgt Ende Oktober vor Eintritt strengerer Fröste. Den zu überwinternden roten Rüben schneidet man die Köpfe mit dem Blätterschopf ab und gräbt sie dann […] im Gemüsekeller ein bezw. schichtet sie hier auf und deckt dann die Haufen mit mäßig feuchtem Sand zu." (4) Auch Zedler schreibt: "Doch lassen sie sich, in Sand wohl eingescharret, den ganzen Winter durch verwahren." (3)

Durch die heutige Möglichkeit des stetigen Imports von Gemüse und die damit verbundene ganzjährige Verfügbarkeit von Salaten, Paprika, Gurken und Tomaten wurde das heimische Wintergemüse vor allem auch die Rote Bete in den letzten Jahrzehnten im Verkauf und damit auch auf den Tellern der Verbraucher stark zurückgedrängt. Heutzutage findet die Rote Bete zumeist nur über Umwege ihren Weg in die Haushalte: die rote Farbe von Kirsch- und Erdbeerjogurts wird mithilfe des Farbstoffs E 162 erzeugt. Bei diesem unbedenklichen Zusatzstoff handelt es sich um den Farbstoff Betanin, welcher dem Knollenkörper der Roten Bete seine rote Farbe verleiht.

Dass die Rote Bete nicht nur als Nahrungsmittel überzeugen kann, sondern auch eine attraktive Zierpflanze darstellt, wurde in einem Beitrag im Rahmen des Gartenfestivals Chaumont-sur-Loire 2009 deutlich. Im Garten "Vorder- und Rückseite" sollte die Farbe Rot eine hervorgehobene Rolle spielen. In diesem Zusammenhang wurden die rot changierenden Blätter der Roten Bete neben Rot-Kohl und Geranuim ‚Purple Pillow‘ arrangiert, was sowohl tagsüber, als auch nachts mit Hilfe der Beleuchtung ein beeindruckendes Erlebnis war (5). Dennoch die vielen Möglichkeiten der Verarbeitung dieses einheimischen Gemüses zu frischen Salaten, Sauerkonserven und Säften sowie zu Gemüsepfannen und Suppen sollte uns wieder vielmehr dazu anhalten, die Rote Bete vielfältig zu genießen, womöglich auch in Kombination mit einem guten Weißwein und etwas Zimt.

Linda Großkopf


Verwendete Quellen:
(1) KLINGEMANN, Helene (1917): 125 neue Gemüse-, Pilz-, Tomaten-Gerichte unserer Zeit, Chemnitz, S. 28.
(2) FRANKE, Wolfgang (1992): Nutzpflanzenkunde, Stuttgart, S. 198.
(3) ZEDLER, Johann Heinrich (XXX): Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Band 3, S. 1524.
(4) HESDÖRFER, Max (1910): Die Pflege des Zier-, Obst-, Gemüse- und Zimmergartens, In: Werner, L.: Prof. Werners Bibliothek für das praktische Leben, Band 2, Potsdam und Leipzig, S. 104.
(5) LUDWIG, Karl H. C. (2009): Farben im Garten - Kunst im Park, In: Gartenpraxis Heft 10, S. 45.


Rezept:
Rote-Bete-Apfel-Quiche
Für den Mürbeteig:
250 g Mehl
125 g Butter
1 Ei
1 TL Salz

Für den Belag:
2 rote Beten
2 große Äpfel
250 g Feta
200 g Sahne
1 Bund Thymian
1 kleiner Apfel
4 Eier
Salz, Pfeffer

Zubereitung
Mehl mit Butter, Ei und Salz zu einem Teig verkneten – im Kühlschrank 30 Minuten kühl stellen. Den Ofen auf 160° Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Roten Beten waschen, unter fließendem Wasser schälen. In dünne Scheiben schneiden. Aus den Äpfeln das Kerngehäuse herausschneiden, in Scheiben schneiden. Eine Sprinform fetten, den Teig hineindrücken, dabei einen 4 cm hohen Rand formen. Mit Backpapier abdecken und 10 Minuten auf der 2. Schiene von unten backen. In der Zwischenzeit den Feta abtropfen lassen, grob würfeln, die Sahne zugießen. Thymian waschen, trockenschütteln, die Blättchen zum Feta geben. Den kleinen Apfel schälen, fein reiben. Alles mit den Eiern pürieren, mit Salz und Pfeffer würzen. Apfel- und Rote-Bete-Scheiben abwechselnd auf den Teig einschichten. Den Guss langsam darüber gießen. Auf der 2. Schiene von unten 50 – 60 Minuten backen.

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