Rose
(Rosa L.)
"Die Rose vereiniget in ihrem Baue, in ihrer Farbe und in ihrem Geruche so viel Schönheiten und Vorzüge, daß wir die Krone der blühenden Schöpfung in derselben bewundern, und sie mit Recht die Königin der Blumen nennen." (Roessig, 1807)
Die "Königin der Blumen" als Nutzpflanze vorzustellen, wirkt auf den ersten Blick ungewöhnlich. Aber Theodor Zwinger merkt in seinem Theatrum botanicum zu Recht an: "Der Rosen Gebrauch ist überaus trefflich, und zu vielen Dingen nutzlich, […]",
Zunächst sei auf die lange Tradition der Rose als Heilpflanze verwiesen.
So bescheinigt Hildegard von Bingen der Rose, dass sie "auch gut zu Tränken und Salben und zu allen Heilmitteln [sei], wenn sie ihnen beigefügt wird". Als Mittel gegen Jähzorn empfiehlt sie eine Mischung aus Rosenblüten und Salbeiblättern.
Leonhart Fuchs schreibt der Rose in seinem "New Kreüterbuch" ein umfangreiches Wirkungsspektrum zu: Der Saft von getrockneten Rosen, die zunächst in Wein getunkt und dann "außgetruckt" wurden, sollte unter anderem bei "Weetagen des Haupts, der Augen, Ohren, des Zänfleysch, Affters, der Därm" Linderung bringen.
Bekannter als die Verwendung der Rose zu medizinischen Zwecken dürfte ihre Bedeutung für die Parfümherstellung sein. Die Basis dafür bildet das Rosenöl, ein ätherisches Öl aus den Blütenblättern der Rosen; vor allem Damaszener-Rosen werden heute hierfür verwendet, aber auch Alba-Rosen und Zentifolien.
Duftendes Rosenöl wurde schon in der Antike hergestellt und zur Parfümierung genutzt. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts ist das sogenannte "Tal der Rosen", zwischen den bulgarischen Städten Kasanlak und Karlovo gelegen, die weltweit bedeutendste Anbauregion zur Gewinnung von Rosenöl. Großflächig wird dort die Damaszener-Rose ‚Trigintipetala‘ angebaut, die sich durch einen besonders intensiven Duft auszeichnet.
Einen weiteren Nutzaspekt stellt die Verwendung der Rose in der Küche dar.
Die "Oekonomische Encyklopädie" von Krünitz listet fast 20 Rosenrezepte auf, von "Rosen=Crême" über "Rosen=Honig" bis hin zu "Rosenzwieback". Diese Rezepte beruhen auf der Verwendung der Blütenblätter bzw. des aus ihnen hergestellte Rosenöls und Rosenwassers.
Nicht unerwähnt kann an dieser Stelle die Verwendung der Hagebutten bleiben. Für die Hagebutten-"Marmelade", die nach heutiger EU-konformer Bezeichnung eigentlich eine Hagebutten-Konfitüre ist, gibt es unzählige historische Rezepte.
Im Folgenden wird ein Rezept aus dem Jahr 1840 vorgestellt:
"Hagebutten=Marmelade.
Man reinigt reife Hagebutten gehörig, setzt sie eine Zeit lang an einen warmen Ort, damit sie weich werden, und treibt sie hernach durch ein Haarsieb. Hierauf läutert [= zu Sirup kochen] man zu einem Pfund durchgetriebener Hagebutten ein Pfund Zucker, bis er Fäden zieht, thut ihn vom Feuer, bis er etwas ausgekühlt ist, weil sonst die Hagebutten die schöne, rothe Farbe verlieren, rührt solche hierauf löffelweise hinein, und läßt Beides zusammen unter beständigem Umrühren noch so lange kochen, bis die Marmelade dick wird."
(Aus: Anonymus: Die erprobte, wohlfeil und gut zubereitende Kartoffel- und Obst-Köchin. Eine vollständige, deutliche und auf Erfahrung gegründete Anweisung für jedermann aus den Kartoffeln und dem Obste an 400 sehr beliebte und wenig bekannte Speisen aller Art als: Suppen, Gemüse, Zuspeisen, Salate, Mehlspeisen, Backwerke, ferner Compote, Creme’s, Gelée’s, Gefrornes, Getränke etc. einfach und gut zu bereiten und Früchte einzumachen. Nach vieljähriger, eigner Erfahrung verfaßt von einer praktischen Köchin; Nürnberg 1840)
Kurt Grübl
Sonstige verwendete Literatur:
Leonhart Fuchs: New Kreüterbuch/in welchem nit allein die gantz histori/das ist/namen/gestalt/statt und zeit der wachsung/natur/krafft und würckung/des meysten theyls der Kreuter so in Teütschen unnd andern Landen wachsen / mit dem besten vleiß beschrieben/sonder auch allerderselben wurtzel/stengel/bletter/blumen/samen/frücht/und in summa die gantze gestalt/allso artlich und kunstlich abgebildet und contrafayt ist/das deßgleichen vormals nie gesehen/noch an tag kommen , Basel 1543
Theodor Zwinger, Friedrich Zwinger: Theodori Zuingeri […] Theatrum botanicum, Das ist: Vollkommenes Kräuter=Buch, Worinnen Allerhand Erdgewächse, Bäume, Stauden und Kräuter, welche in allen vier Theilen der Welt, sonderlich aber in Europa, hervorkommen, neben ihren sonderbaren Eigenschaften, Tugenden, und vortrefflichen Wirkungen, auch vielen herrlichen Artzneymitteln und derer Gebrauche, wider allerley Krankheiten an Menschen und Vieh, [...], Basel 1744
D. Johann Georg Krünitz: "Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung", 1773 bis 1758. Verwendet wurde die "Oeconomische Encyclopädie online" der Universität Trier/Universitätsbibliothek: kruenitz1.uni-trier.de http://www.kruenitz1.uni-trier.de/
Gerd Krüssmann: "Rosen, Rosen, Rosen. Unser Wissen über die Rose", Berlin und Hamburg 1974
Chrisine Meile und Udo Karl: "Alte Rosen – alte Zeiten. Leben mit Rosen und ihrer Geschichte", Augsburg 2008
Th. Nietner: "Die Rose - ihre Geschichte, Arten, Kultur und Verwendung nebst einem Verzeichnis von fünftausend Gartenrosen.", Berlin 1880
D. Rössig: "Die Rosen nach der Natur gezeichnet und colorirt mit kurzen Botanischen Bestimmungen begleitet", Leipzig 1807
Hildegard von Bingen, Liber simplicis medicinae oder Physica, 1151-1158, zitiert nach: hildegard-gesellschaft.org http://www.hildegard-gesellschaft.org/neu/zeitschrift/nrz101.html