Paprika und Chili
(Capsicum annuum)
Seit einigen Jahren sind Paprika und besonders die scharfen Peperoni und Chili bei den Hobbygärtnern sehr beliebt. Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt wählte Chili & Paprika 2015/2106 zum „Gemüse des Jahres“, um auf ihre biologische Vielfalt und kulturelle Nutzungsvielfalt hinzuweisen.
Paprika ist eine der ältesten Kulturpflanze der westlichen Welt. Das Vielfaltszentrum für Paprika, Peperoni und Chili liegt in Mittelamerika und in der Andenregion von Südbrasilien und Bolivien. In archaeologischen Ausgrabungen in Tehuacan, Mexiko, wurden Samen gefunden, deren Alter auf 7000 vor Chr. datiert wurde. Wahrscheinlich stammten sie von gesammelten Früchten. Nachweise über kultivierten Paprika datieren auf die Zeit um 5000 v. Chr zurück. [1].
Nach Europa kam der Paprika durch die Spanischen Seefahrer. Eine erste Erwähnung findet sich in dem Reisebericht von Diego Alvarez Chanca, der Kolumbus auf seiner zweiten Reise 1493 als Arzt begleitete. Er beschreibt das Gewürz „agi“, das die Einheimischen zum Würzen von Fisch und Vogelfleisch benutzten [2]. In Spanien wurde der Paprika zuerst als Zierpflanze gehegt, dann auch genutzt als Ersatz für den teuer gehandelten echten Pfeffer Piper nigrum. Das erklärt seine Bezeichnung als „Spanischen Pfeffer“. Die Schärfe der Paprika war in der damaligen Küche geschätzt und so verbreitete sich der Spanische Pfeffer innerhalb Europas recht schnell. Mit den Portugiesen kam er auf ihren Handelsrouten bis nach Asien.
Leonhard Fuchs spricht in seinem Kreuterbuch von 1543 vom „Indianischen Pfeffer“ und zeigt drei Abbildungen von Pflanzen mit Wurzeln, Blättern, Blüten und Früchten. Er schreibt:„ Indianischer Pfeffer ist ein frembd Gewechs neulich in unser Teutschland gebracht. Würd in den Scherben (Tontöpfe) und Wurzgärten gezilet. Mag keinen Frost leiden, muß aufgesetzt oder über Winter in der Stube behalten werden. So bringt es im volgenden Summer widerum Frucht wie es dan mir gethon hat. … In summa hat fast alle Würckung und Tugendt des rechten Pfeffers“. [3]
Die Gattung Capsicum in der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) hat etwa 30 Arten. Fünf davon sind für den Anbau von Bedeutung. Capsicum annuum ist die sortenreichste Art. Trotz der Bezeichnung „annuum“ wächst die Pflanze mehrjährig. Sie ist nicht frosthart und wird bei uns einjährig kultiviert. Die Aussaat erfolgt ab Februar bei etwa 24 Grad in nährstoffarme Anzuchterde. Haben die Sämlinge ihr erstes Folgeblatt gebildet, werden sie einzeln in kleine Töpfe pikiert. In warmen Regionen kann ab Ende Mai ins Freiland ausgepflanzt werden, in kühleren Regionen ins Folienhaus oder Gewächshaus. Es lohnt sich ebenfalls eine Kultur in Töpfen im Haus auf der Fensterbank. Die wärmeliebenden Pflanzen wachsen zu kleinen Sträuchern heran. Ihre sternförmigen Blüten sind meist weiß oder lila. Als Frucht entwickelt sich eine Beere, auch wenn wir umgangssprachlich von Paprikaschoten sprechen. Die dünne Fruchtwand trocknet bei ihrer Reife ein. Die weißen Fruchtscheidewände und die Samen enthalten das meiste Capsaicin, der Stoff, der für die Schärfe der Paprika verantwortlich ist. Die Schärfe hält am Naturstandort Säugetiere davon ab, die Beeren zu fressen. Vögel spüren die Schärfe nicht, fressen die reifen roten Beeren und verbreiten sie über größere Entfernungen. Erst im 19. Jahrhundert gelang es, den capsaicinfreien, milden Gemüsepaprika zu züchten.
Becker-Dillingen schreibt 1956 in seinem Handbuch des gesamten Gemüsebaues für den Anbau in Deutschland: „Der Paprika ist als Gemüse nicht zu unterschätzen, namentlich im rohen Zustand als Salat…. Bemerkenswert hoch ist der Gehalt an Vitamin C, 125 mg in 100g der frischen und 100mg in der gekochten Substanz. Dies ist der höchste Vitamin-C-Gehalt, den wir in sämtlichen Gemüse- und Obstarten zu verzeichnen haben. Mit der zunehmenden Nachfrage steigen auch Eigenerzeugung (Pfalz) und Importe unerwartet schnell an. Vielfach vergleicht man daher den Paprikaverbrauch mit der Entwicklung des Tomatenkonsums in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg.“[4]
Durch die intensive züchterische Bearbeitung gibt es eine Vielzahl an Sorten, die sich durch Größe, Form und Farbe ihrer Früchte und deren Schärfe unterscheiden. Andere für den Anbau wichtigen Arten sind C. baccatum, der Beerenartige Chili, C. chinense, der Chinesische Chili, C. frutescens, der Strauchförmige Chili und C. pubescens, der Behaarter Baumchili. Die Arten kreuzen sich bis auf C. pubescens leicht untereinander. Zahlreiche Sorten können daher nicht eindeutig einer botanischen Art zugeordnet werden. Paprika sind, trotz ihrer offenen zwittrigen Blüte, zwar Selbstbestäuber, durch Insektenflug kommt es aber häufig zu Fremdbefruchtung. Wer selbst Saatgut einer Sorte erhalten möchte, sollte sie getrennt von den anderen aufstellen oder isoliert einzelne Pflanzen unter insektendichten Vlies-Hauben [5].
Heidi Lorey, Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e. V.
Verwendete Literatur:
[1] Lieberei, Renhard, Christoph Reisdorff: Nutzpflanzenkunde, 8. Aufl., S. 235, S. 336
[2] Wisconsin Historical Society, Digital Library and Archives 2003: Letter of Dr. Chanca on the second Voyage of Columbus, S. 311
[3] Fuchs, Leonhart 1543: Neu Kreuterbuch, Kap. CCLXXXI
[4] Becker-Dillingen (1956): Handbuch des Gesamten Gemüsebaues
[5] Heistinger, Andrea, Arche Noah (Hrsg.) 2007): Pro Specie Rara Handbuch Samengärtnerei, Ulmer
Abbildungen:
Abb. 1: Langer Indianischer Pfeffer, aus: Leonhart Fuchs, New Kreüterbuch. Basel 1543
Abb. 2: Bryter Indianischer Pfeffer, aus: Leonhart Fuchs, New Kreüterbuch. Basel 1543
Abb. 3-8: Fotos Heidi Lorey
Rezept
Rezept:
Griechischer Salat
1 rote, 1 grüne, 1 gelbe Blockpaprika
2 Fleischtomaten
1 rote Zwiebel
2 EL schwarze Oliven ohne Kerne
½ Gurke
250 g Fetakäse aus Schafsmilch
Olivenöl, etwas Balsamicoessig Crema, Salz Pfeffer
Die Gemüse waschen, in Ringe schneiden, den Fetakäse würfeln, die Zutaten durchmischen, mit den Gewürzen abschmecken, gut durchmischen, kann 1-2 Stunden vor dem Verzehr durchziehen, mit warmen Baguett servieren