Rosmarin
(Rosmarinus officinalis)
"Es wollt die Jungfrau früh aufstehn, wollt in des Vaters Garten gehn, roth Röslein wollt sie brechen ab, davon wollt sie sich machen, ein Kränzelein wohl schön. […] Sie gieng im Garten her und hin, statt Röslein brach sie Rosmarien: Das nimm du, mein Getreuer, hin! Lieg bei dir unter Linden, mein Todtenkränzlein schön." [1]
Dieses Lied publizierten Achim von Arnim und Clemens Brentano 1808 in ihrem Werk: "Des Knaben Wunderhorn". Es spiegelt deutlich den Fakt wider, dass der Rosmarin zu jener Zeit im Volksglauben eine bedeutsame Rolle spielte. Einerseits stand die Pflanze für die Liebe: ein weit verbreiteter Hochzeitsbrauch sah vor, dass das Brautpaar Rosmarinkränzchen trug und man die Tafel mit Rosmarinsträußchen schmückte. Andererseits aber fand der Rosmarin auch im Totenkult Verwendung. "Zweige von Rosmarin streute man auf Verstorbene und gab sie ihnen mit ins Grab. Stellenweise war es üblich, daß die Totengräber ein Rosmarinsträußchen im Munde hielten oder zumindest in der Hand oder am Rockaufschlag trugen." [2]
Die Bezeichnung Rosmarin besteht seit jeher; Hieronymus Bock schreibt über »Rosmarein«, bekannt ist auch die Benennung »Rosmarie«. Bei den Griechen hieß sie »libanotis« die lateinische Benennung lautet »rosmarinus« und wurde mit »Tau des Meeres« übersetzt. Krausch geht aber davon aus, dass es sich "um eine Umdeutung aus griechisch rhops myrinos, »balsamischer Strauch«" handelt. [2]
Der immergrüne, stark aromatisch duftende Halbstrauch wird bis zu zwei Meter hoch. Die Pflanze hat stark verzweigte, sparrige Äste, an denen schmale fast nadelige Laubblätter sitzen. Bei Zedler ist die Pflanze wie folgt beschrieben: "Der Rosmarin wächst zu einem holzigen Strauche, dessen Stengel drey bis vier Schuh hoch wird, und einen Haufen langer und schwancker Aestlein bringet, die aschgrau sehen, und mit schmalen, harten und rauhen Blättern besetzt sind, welche obenher braungrün und unten weiß stehen und wenig Safft, aber einen starcken, gewürzhafften, angenehmen und erquickenden Geruch, wie auch einen scharfen Geschmack haben." [3] Die kleinen Blüten, das Farbspektrum reicht von blassblau bis hellviolett, sitzen in den Blattachseln. Sie blühen von Mai bis Juni, wobei sich die Blüte deutlich von den dunkelgrünen Blättern abhebt.
Der Rosmarin gehört zur Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae) und ist in den Mittelmeerländern beheimatet, worin auch seine Frostempfindlichkeit begründet liegt. Für den Anbau von Rosmarin in Deutschland, nutzt man einerseits bewurzelte Stecklinge andererseits können auch im Glashaus vorgezogene Jungpflanzen verwendet werden. Das Auspflanzen ins Freiland beginnt ab Mai. Zur Pflege gehört der Rückschnitt der Pflanzen bis aufs Holz im Herbst und vor Winteranbruch das Bedecken der Sträucher mit Reisig oder Stroh.
Ist der Rosmarin heute vor allem als Gewürz- und Heilpflanze bekannt, wurde er in der Antike hauptsächlich zur Zierde gepflanzt. Bereits ab dem frühen Mittelalter gelangte er in die nördlich der Alpen gelegenen Länder: im "Capitulare de villis" Karls des Großen (812) wird er ebenso beschrieben wie im St. Gallener Klosterplan (ca. 820). Auch in den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts wird sowohl auf den Nutz- als auch auf den Zierwert verwiesen. Hieronymus Bock schreibt 1551 zur »Kraft und Wirkung«: "das kraut ist einer hißigen qualitet/ […] und macht alle grobe feuchtigkeit in und auß dem leib." Weiter heißt es: "die wurz/ gehört in unserm land auch inn die Kuchen und Keller/ darumb das alle Kost/ Speiß und Tranck mit Rosmarein bereit/ lieblich wol schmecken und […] gesund seind." [4]
Ätherische Öle sowie Harz, Gerb- und Bitterstoffe sind in den stark würzenden Blättern und Triebspitzen enthalten, deren Ernte während der gesamten Vegetationsperiode erfolgen kann. Die Verwendungsmöglichkeiten sind nach wie vor vielfältig: als Gewürz für verschiedene Fleisch- und Gemüsegerichte sowie Salate wird der Rosmarin ebenso verwertet wie in der Naturheilkunde zur Behandlung von Beschwerden des Verdauungsapparates sowie zur Anregung des Herzens und des Kreislaufs. Darüber hinaus ist der Rosmarin ein beliebtes Mittel für Kräuterbäder in der Naturkosmetik. [5]
Linda Großkopf
[1] Es wollt die Jungfrau früh aufstehn, In: Achim von Arnim, Clemens Brentano (Hrsg.): Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder. 3 Bände. Heidelberg: Mohr und Zimmer, 1806/1808.
[2] Krausch, Heinz-Dieter: Kaiserkron und Päonien rot, Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen, Hamburg 2003.
[3] Zedler, Johann Heinrich: Universal-Lexicon, Band 9, 1731/54.
[4] Bock, Hieronymus: Kreutterbuch, Straßburg 1595.
[5] Mielke, Horst; Schöber-Butin, Bärbel: Heil- und Gewürzpflanzen – Anbau und Verwendung, Mittelungen aus der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Fortswirtschaft Berlin-Dahlem, Berlin/ Braunschweig 2007.
Rezept
Brombeeren, Purple Curry, Rosmarin-Pudding und Pinienkerne mit Honig
(4 Personen)
2 EL Apfelsaft, 1/2 TL Purple-Curry-Gewürzmischung, 32 Brombeeren, 250 ml Milch (ich verwende laktosefreie Milch), 250 ml Sahne (laktosefreie Sahne), 30 g Rosmarinnadeln, 50 g Honig, Maisstärke, 6 EL Pininenkerne, geröstet, 4 TL Honig
Apfelsaft mit Purple Curry verrühren und damit die Brombeeren marinieren. Milch und Sahne aufkochen, Rosmarinnadeln und Honig dazugeben, alles zusammen aufkochen und so lange ziehen lassen, bis das Rosmarinaroma intensiv genug ist. Passieren und erneut aufkochen, mit der Stärke abbinden und vom Herd nehmen. In Schalen füllen und erkalten lassen. Den kalten Pudding mit Pinienkernen, Honig und Brombeeren anrichten.
Quelle: Süddeutsche Zeitung Magazin http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/38073