Himbeere
(Rubus idaeus L.)
Eine "Frucht, ein gut Theil dicker als die Erdbeer, rund und ein wenig rauh, bestehet aus gar vielen Beeren, die ganz auf und an einander gefüget sind, und gemeiniglich roth aussehen, von sehr angenehmen und erquickendem Geruch, voll süsses und weinhafftigen Safftes, deren jede ein Samen-Körnlein in sich hält. Diese Frucht wächser an einer Art des Brombeer-Strauches welcher genennt wird Rubus idaeus." [1] Diese prägnante Beschreibung der Himbeere entstammt Zedlers Universal-Lexicon aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und lässt die Begeisterung seitens des Verfassers für diese Frucht erkennen. Wie in der Textpassage formuliert, sind die eigentlichen Früchte kleine Nüsschen, die in Nischen auf der Außenhaut sitzen, weswegen man die Himbeere auch als Scheinfrucht bezeichnet. [2]
Die Himbeere gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) sowie zur Gattung der Rubus. Letztere umfasst mehrere tausend Arten, u.a. auch die Brombeere. Die wilde Himbeere kommt in ganz Europa, selbst in den nördlichsten Ländern sowie in Asien und Nordamerika vor. Bekannt war die Himbeere bereits vor 1400 Jahren: ein römischer Ackerbauschriftsteller namens Palladius, erwähnt die Himbeere bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. in seiner Schrift. [3] Im Mittelalter verwendete man "das recht gebrandt wasser von Hymbeeren" zu Heilzwecken: Hieronymus Bock schreibt 1595, dass jenes "külen und löschen […] alle hitzigen Febres [Fieber]". [4] Neben der medizinischen Wirkung stehen Ende des 19. Jahrhunderts die Erzeugnisse, "Himbeersaft und Himbeersyrup" im Vordergrund. Ferner werden die Beeren im Haushalt "noch zu Gelées und Marmeladen, sogar zur Weinbereitung verwendet." [5] Die ausdauernden Sträucher tragen im Frühjahr weiße Blüten. Nach 30 Tagen reifen rote oder gelblich-weiße Früchte heran, die von Mitte Juni bis Ende Juli geerntet werden können.
Der natürliche Wuchsstandort sind lichte Wälder und Waldränder sowie steiniger, feuchter Grund. Waldhimbeeren werden vom Himbeerkäfer befallen. Dieser legt seine Eier in den Blüten ab. In der reifenden Frucht entwickeln sich in Folge dessen die Larven. Kulturhimbeeren sind davon hingegen nicht betroffen. Durch Kreuzungs- und Ausleseverfahren entstanden in vielen Ländern Europas sowie in Amerika währen der letzten 100 Jahre viele Züchtungen, wobei die Ausprägung eines intensiven Aromas sowie eine angemessene Stabilität und Frostresistenz der Früchte angestrebt wurde.
Diese Züchtungen teilte der "Großherzogliche Garteninspector Herr Mauerer in Jena, welcher der erfahrenste Beernobstzüchter der Neuzeit ist, [zum Ende des 19. Jahrhunderts] systematisch in rothe [Barnet, Herrenhäuser frühe rothe, Hornet, Prince of Wale], gelbe [Antwerpener, Malteser, Weisse Cäsar-Himbeere] und fleischfarbige [Brinckles-Orange], einmaltragende und in die gleichfalls rothen [Rothe Merveille, Schöne von Fontenay], gelben [Surprise d`automne] und fleischfarbigen zweimaltragenden (remontierenden) Himbeeren" ein. [5]
Mitte des 19. Jahrhunderts macht Dr. E. Regel [6] Anbauversuche mit Beerenobst "im grössten Maasstabe, in seinem pomologischen Garten zu St. Petersburg". Er stellt fest: "Genügsam ist die Himbeere allerdings, sie gedeiht auch noch da, wo andere Beerenfrüchte nicht mehr gedeihen wollen und giebt noch Ertrag, wenn derselben fast keine Pflege gewidmet wird." Bezüglich der Pflanzung empfiehlt er weiter: "Wer eine Himbeerpflanzung anzulegen gedenkt, lässt die betreffenden Beete schon im Herbste auf die angegebene Art anlegen und umspaten. Auf 1-1 ½ Fuss gehobene und 7 Fuss breite Beete pflanzt man 3 Reihen Pflanzen […]. Zur Anpflanzung wähle man nicht bloss etwa abgenommene Ausläufer, sondern auf Schulbeeten zu solchem Zwecke vorgezogene Pflanzen […]. Beim Pflanzen sehe man darauf, dass die Wurzeln nicht etwa vor dem Einpflanzen zu trocken werden und dass die Pflanzen so tief in die Erde kommen, dass die oberen Wurzeln noch 1 Zoll hoch mit Erde bedeckt werden." [7]
Aus den Wurzelstöcken wachsen jährlich neue sich nicht verästelnde Triebe, die lediglich Blätter tragen. Erst im darauffolgenden Jahr entwickeln sich Seitenäste, welche dann die Blüten aus den Seitenknospen hervorbringen. Für eine ertragreiche Ernte empfiehlt es sich die Äste an Stäbe anzubinden und Bogen zwischen den Pflanzen jeder Reihe zu bilden. "Wie beim Spalier kommen bei dieser Art des Anbindens alle Augen zur Entwicklung und tragen reichlicher Früchte." [7] Die Pflege der Himbeerpflanzen während des Sommers beschränkt sich auf hacken und jäten der Beete. Mit Beginn der Fröste im Spätherbst sollten die Sommertriebe niedergebunden und bedeckt werden, um sie dann im Frühjahr wieder davon zu befreien und aufzurichten. So können dann im folgenden Sommer die aromatischen Beeren geerntet und gegessen werden: Es muss allerdings der richtige Zeitpunkt abgepasst werden, denn das komplexe Aroma der Himbeere besteht aus über 200 Einzelstoffen und wird von der Pflanze in einer Nacht mit den Farbpigmenten und dem Fruchtzucker komponiert. [2]
Linda Großkopf
[1] Zedler, Johann Heinrich: Universal-Lexicon, Band 9, 1731/54
[2] ??
[3] Fuller, S.: Kultur der Fruchtsträucher, deutsche Übersetzung und Bearbeitung des amerikanischen Werkes von Heinrich Maurer (Großherzoglicher Hofgärtner in Jena, Ehren- und korresp. Mitgliede der Gartenbaugesellschaften in Petersburg, Edinburgh, Dresden, Erfurt, Meinigen) Weimar 1868
[4] Bock, Hieronymus: Kreutterbuch, Straßburg 1595
[5] Jubisch, Max: Himbeere, Feige, Maulbeere und amerikanische Preiselbeere, Bibliothek gärtnerischer Specialculturen, 10. Bändchen, Leipzig 1891
[6] wissenschaftlicher Director des Kaiserlichen Botanischen Gartens zu St. Petersburg
[7] Regel, Dr. E.: Die Himbeere und Erdbeere deren zum Anbau geeignesten Sorten, deren Kultur und Treiberei mit besonderer Berücksichtigung der Kultur in rauhen Klimaten, Erlangen, Verlag von Ferdinand Enke, 1866
Himbeerquarkcreme
Für vier Portionen
125 g Magerquark
125 g Mascarpone
100 ml Milch
2 EL Ahornsirup
250 g Himbeeren
100 ml süße Sahne
2 EL gehackte Pistatien
Quark mit Mascarpone, Milch und Ahornsirup cremig rühren
Himbeeren – einige zum Dekorieren beiseitelegen – unterrühren
Die Sahne steif schlagen und unterheben
Creme in eine Glasschüssel füllen, mit den Pistazien bestreuen und die übrigen Himbeeren daraufsetzten
Schmeckt gut gekühlt am besten!