Pomeranze
(Citrus aurantium)
Der deutsche Name Pomeranze leitet sich von der im Mittelalter verwendeten Bezeichnung "Poma aurantia" (Goldäpfel) ab. Der Begriff Pomeranze wurde lange Zeit auch für die Apfelsine (Citrus sinensis) verwendet, heute steht er nur noch für Citrus aurantium.
Vermutlich wurden Pomeranzen bereits im 3. Jh. v. Chr. in China kultiviert. Anfang des 11. Jahrhunderts n. Chr. gibt es erste Nachweise von Pomeranzen im Mittelmeergebiet. Es folgte eine weitere Verbreitung der Pflanze mit ihren "goldenen Äpfeln" und über Mittelitalien wurde die Pomeranze auch nach Norden exportiert. Mitte des 16. Jahrhunderts lassen sich die ersten Pomeranzen in Deutschland nachweisen. Große Popularität erlangte die Pflanze in der Barockzeit - in den Orangerien der damaligen Zeit war die Pomeranze die am häufigsten kultivierte Zitrusart.
Von der Pomeranze existieren auch einige Sorten, die sich in bestimmten Merkmalen von der Art unterscheiden. So hat z.B. die schon seit dem 16. Jahrhundert bekannte Sorte 'Consolei' gerippte Früchte, die Sorte 'Fasciata' gestreifte Früchte und 'Salicifolia' auffallend schmale Blätter.
Die Frucht der Pomeranze hat im Vergleich zur Apfelsine eine unregelmäßigere Oberfläche. Die dicke Schale lässt sich sehr leicht vom bitter schmeckenden Fruchtfleisch. Vor allem die Fruchtschale ist es, die bei der Pomeranze verwendet wird. Aus ihr wird die englische Pomeranzen-Marmelade zubereitet. Orangeat und Bigarade-Öl werden ebenfalls aus der Schale hergestellt. Ätherische Öle und Essenzen, die in der Parfümindustrie benötigt werden, können aber auch aus Blüten und Trieben der Pomeranze extrahiert werden. Darüber hinaus werden Pomeranzensämlinge als Veredelungsunterlage für die Kultur von empfindlicheren Zitrusgewächsen verwendet.
Kurt Grübl
Verwendete Quellen und Abbildungen:
Marina Heilmeyer (Hrsg.), Bittere und süße Orangen, Südliche Träume für nördliche Gärten, Potsdam 2005
Carsten Schirarend und Marina Heilmeyer, Die Goldenen Äpfel, Wissenswertes rund um die Zitrusfrüchte, Berlin 1996
Johann Christoph Volkamer, Nürnbergische Hesperides, 2 Bd., 1708-14
Landkreis Passau (Hrsg.), Ein Hauch von Gold, Pomeranzen und Gartenkunst im Passauer Land, Regensburg 2005
Abb. 1: J. Chr. Volkamer, Nürnbergische Hesperides: "Aranzo Silvestre 1699": Die "wilde" Pomeranze, zeigt den Trieb einer Sämlingspflanze von Citrus aurantium.
Abb. 2: J. Chr. Volkamer, Nürnbergische Hesperides: "Aranzi Incanelati"; heute im Handel unter 'Consolei'
Historisches Rezept:
Bittere Pomeranzentorte
Nehmet 4 frische bittere Pomeranzen, schälet sie dünne ab, lasset die Schalen in Wasser recht weich kochen, thut dann die Schalen in eine tiefe irdene Schüssel, und reibet sie mit einer hölzernen keule ganz klein, gießet allmählig ein Nößel [= rund 500 ml] süße Sahne dazu nebst dem Gelben von 8 Eyern und 4 ganze Eyer, 2 Löffel voll geschmolzene Butter; geriebenen Zucker thut man so viel dazu, nachdem man es süße haben will; reibet alles sehr wohl untereinander, leget Papier in die Tortenpfanne, bestreuet es ein wenig mit Mehl, leget darauf einen Butter- oder mürben Teig, welcher nicht zu dicke noch zu dünne ausgerollt ist, laßt ihn an der Seite in die Höhe stehen, damit dasjenige, so darein gegossen wird, nicht über den Rand gehet, welches bey allen Torten dieser Art zu beobachten ist. Dann kneipet und bieget den Rand kraus ein, gießt das Geriebene darein und backet die Torte. Es kommt kein Deckel darauf.
Aus: Stettinisches Kochbuch für junge Frauen, Haushälterinnen und Köchinnen. Anweisung auf eine feine und schmackhafte Art zu Kochen, zu Backen, und Einzumachen; Vierte vermehrte Auflage, Stettin 1797.