Die Quitte
(Cydonia oblonga)
Die Quitte gehört zu den Kernobstgewächsen, wie ihre engen Verwandten, die Äpfel und die Birnen. Ihr botanischer Name leitet sich von der kretischen Stadt Kydonia (heute Chania oder Canea) bzw. dem dort früher ansässigen Volk der Kydoner ab.
Der deutsche Name geht auf das vulgärlateinische Wort "quidonea" für Quittenäpfel zurück. Die ursprünglichen, für die Entstehung der heutigen Sorten maßgeblichen Ausgangsformen waren vermutlich im transkaukasischen Raum, am kaspischen Meer und im östlichen Kleinasien verbreitet.
Die Quitte war schon vor dem trojanischen Krieg (12. oder 13. Jahrhundert v. Chr.) in Griechenland eingebürgert, die Kultur weit verbreitet. Der Goldene Apfel, den Paris der im Schönheits-wettbewerb siegreichen Aphrodite überreichte, soll eine Quitte gewesen sein. So überrascht es auch nicht, dass die Quitte seit der Antike als Symbol der Liebe und der Fruchtbarkeit gilt. Eine Braut musste eine Quitte essen, bevor sie in die Ehe eintrat, um sich dem Rufe der Aphrodite gewahr zu werden. Zugleich sollte die Quitte einen "Vorgeschmack" auf die Freuden und Leiden des Ehelebens vermitteln: verführerischer, süßer Duft, aber herber Geschmack. Bei den Römern waren die goldgelben Früchte der Göttin Venus als heilige Frucht geweiht, in den Herrenzimmern legte man die Früchte aus, damit der Duft auch die (irdische) Angebetete betören möge. Als Heilpflanze war die Quitte lange sehr geschätzt, die Einsatzbereiche waren vielfältig: Sie wirke appetitanregend, stärke Magen, Leber und Herz, und selbstverständlich helfe die Quitte auch während den "Nachwirkungen" der Liebe: "Bey den Schwangern stärcken sie nicht nur die Frucht, sondern machen über das auch, daß schöne Kinder zur Welt gebohren werden". (1)
Quitten bilden größere Sträucher oder kleine Bäume mit dunkelgrünen, breit eiförmigen und unterseits filzig behaarten Blättern. Eine besondere Zierde stellen die, verglichen mit Apfel oder Birne, sehr großen Blüten dar, die im Farbspektrum zwischen weiß und hellrosa liegen. Anhand der formgebenden Fruchtmerkmale kann man die Quitte in apfelförmige und in birnenförmige Varietäten aufteilen: Man spricht daher von Apfel- oder Birnenquitten. In Mitteleuropa ist die Quitte als Verarbeitungsfrucht anzusehen, die zahlreichen Steinzellen im Fruchtfleisch sowie der säuerlich-adstringierende (zusammenziehende) Geschmack machen den Rohgenuss beinahe unmöglich. Anders verhält es sich bei Früchten, die in deutlich wärmeren Regionen heranwachsen. So wird beispielsweise in Afghanistan die Quitte den dort weniger gut schmeckenden Äpfeln und Birnen als Tafelfrucht vorgezogen. (2)
Die Sortenvielfalt war bei der Quitte zu keiner Zeit ausgeprägt. Im 1889 herausgegebenen Sortenverzeichnis "Nomenclator Pomologicus" von Carl MATHIEUS finden die 16 genannten Quittensorten samt allen Synonymen auf einer einzigen Seite Platz, während die Äpfel 165 Seiten und die Birnen jeweils 137 Seiten einnehmen. (3) In den heimischen Baumschulen werden meist die Konstantinopeler Apfelquitte und die Portugiesische Birnenquitte angeboten, doch es existieren neben den wenigen überregional verbreiteten Sorten auch noch einige Lokalsorten. So bietet die Baumschule MUSTEA immerhin noch 11 fränkische Sorten sowie einige weitere deutsche Landsorten an. (4)
Die Kultur der Quitte gelingt im Garten meist zuverlässig. Sieht man von ausgeprägten Frostlagen und stark alkalischen Böden ab, kann die Quitte in jedem Klima und bis in mittlere Höhenlagen problemlos angebaut werden. Die Ansprüche an die Bodenfruchtbarkeit sind dabei gering. Die späte Blüte sichert selbst in spätfrostgefährdeten Lagen gute Erträge. Die großen Früchte sind nicht nur eine besondere Zierde, sondern hüllen den Garten in einen intensiven, angenehmen Duft. Man sollte es den alten Römern durchaus gleichtun und Quitten in der Wohnung auslegen. Dabei wirkt der Duft selten aufdringlich, zwar süßlich aber mit einer angenehmen Frische. Wie eingangs bereits erwähnt werden Quitten vor dem Verzehr erhitzt. Während im Rohzustand das feinwürzige Aroma von ausgeprägter Gerbsäure überlagert wird, verliert sich beim Kochen der herbe Geschmack und das Fruchtfleisch wird weich. Die kulinarische Qualität der Quitte beschreibt der deutsche Kolumnist Max Goldt geradezu euphorisch, nicht ohne ein Augenzwinkern: "Das Aroma der Quitte ist einfach himmlisch, wenn nicht sphärisch, wenn nicht schönen Liedern aus besseren Zeiten gleichend, wenn nicht im Wert den Worten der Bibel die Hände reichend. Ein Löffel Quittenkompott ist wie ein Schaumbad in siebentausend süßen Sünden, er ist ein betörendes Gift, ein Aphrodisiakum…" (5)
Michael Degle
Verwendete Quellen:
(1) ZEDLER: Universallexikon, Leipzig 1731.
(2) GÖTZ, Gerhard; SILBEREISEN, Robert: ¬Obstsortenatlas, Hohenheim 1989
(3) MATHIEU, Carl: Nomenclator Pomologicus, Berlin 1889
(4) BAUMSCHULE MUSTEA, Untereisenheim
(5) GOLDT, Max: Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau, Reinbek 2005
Rezept:
Gebackene Quitten mit Schlagsahne
(aus: chefkoch.de www.chefkoch.de/rezepte/572911155974191/Gebackene-Quitten-mit-Schlagsahne.html)
Zutaten für 3 Personen
6 Quitten
250 g Schlagsahne
1 EL Zucker
1 Pck. Vanillezucker
Zubereitung
Die Quitten mit einem trockenen Tuch abreiben und vom Flaum befreien, einzeln in Alu-Folie wickeln, aber locker packen (es sollte sich ein kleiner Luftraum bilden, in dem die Hitze zirkulieren kann). Diese "Alu-Päckchen" bei 200 Grad Celsius eine bis anderthalb Stunden (je nach Größe!) im Backofen backen. Die Schlagsahne schlagen, und dabei Zucker und Vanillezucker zugeben. Dann die "Alu-Päckchen" aus dem Ofen herausholen, die Quitten quer halbieren, mit einem scharfkantigen Löffel das Kerngehäuse ausstechen und in diese Höhlung die Schlagsahne häufen.