Die Möhre
(Daucus carota ssp. sativus)
"Sana, sana, zanahoria." [span. "Gesundheit, Gesundheit, Möhre."] Das spanische Sprichwort verweist sowohl auf die gesunden Eigenschaften der Möhre, als auch auf die uralte baskische Bezeichnung zanahoria, die ins heutige Spanisch übernommen wurde. [1] Die englischen, französischen, italienischen und deutschen Begriffe carrot, carotte, carota und karotte hingegen lassen sich aus dem Lateinischen carota ableiten.
Es handelt sich bei den unterschiedlichen Bezeichnungen Möhre und Karotte grundsätzlich botanisch und pflanzenbaulich um das Gleiche. Lediglich hinsichtlich des Verkaufs lassen sich die Beiden differenzieren: "Die Karotte kommt mit dem Laub auf den Markt (Frühkarotten), die Möhre ohne Laub (Spätmöhren)." [1]
Die Möhre ist nur in Kultur bekannt und die bedeutendste Gemüseart der großen Pflanzenfamilie der Doldenblütler (Umbelliferae). Eines der auffälligsten Merkmale dieser Familie ist der Blütenstand; es handelt sich hier um zusammengesetzte schirmförmige Dolden, die ihr den Namen geben. [2]
Bereits in frühgeschichtlicher Zeit wurde die Möhre medizinisch genutzt. Ihr landwirtschaftlicher Anbau setzte aber erst im 1. Jahrtausend n. d. Z. in Vorderasien ein. [2] Von da gelangte sie zunächst nach Südeuropa von wo aus sie in ganz Europa Verbreitung erlangte. Wurden im 11. und 12. Jahrhundert im Iran und Syrien vor allem rote und gelbe Möhren angebaut, so hat die heute überall verbreitete orangefarbene Möhre ihren Ursprung in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts. [2]
Hieronymus Bock geht in seinem Kreutterbuch von 1595 auf die rote und gelbe Möhre ein: "purpur roht/ werden zimlich lang wie bei langen Rettich/ ein jede Rübe hat durchaus ein Holz/ nit anders dann Fenchel oder Peterleinwurzel. […] die rothe und gäle Rüben seind meines bedunckens gesunder/ inn der Kost anmutiger weder die obgeschriebene Pestnacken". Auch verweist er darauf, dass sie "allererst über ein jahr nach der säung genützt [werden können]. Doch seind die zweyjährigen an anmutigsten." [3]
Bei der Möhre handelt es sich folglich um eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr bildet sie zunächst eine Blattrosette aus doppelt bis dreifach gefiederten Blättern sowie eine Pfahlwurzel. Im Verlaufe des Pflanzenwachstums verdickt sich die Wurzel zusehends und wandelt sich in ein Reserveorgan um. Im zweiten Jahr wächst ein mehrfach verzweigter beblätterter Blütenstand anstelle der Blattrosette, die sich währenddessen auflöst. [2]
Allerdings erfolgt die Ernte, bevor die Möhre blüht. Nur zur Saatgutgewinnung lässt man die Kultursorten in den saatguterzeugenden Betrieben bis zum zweiten Jahr stehen. Die frühen Möhren werden im Februar ausgesät und können teilweise bereits drei Monate nach Aussaat geerntet und zum Verkauf angeboten werden. Die Möhre lässt sich aber auch hervorragend lagern. Zedler schreibt dazu: "in einen Keller gelegt, mit Sand beschüttet, und also bis auf den Frühling liegen gelassen." [4] Somit gelangt die Möhre unter Umständen erst ein Jahr nach Aussaat zum Konsumenten. Damit ist ein Verzehr dieses Gemüses das ganze Jahr über möglich.
In der Bundesrepublik wurden 2012 auf rund 10.000 Hektar Möhren angebaut. Jedes Bundesland verfügt über Möhrenfelder, wobei in Nordrhein-Westfalen mit 2.300 Hektar fast ein Viertel der gesamten Anbaufläche liegt. [5]
Die Möhre ist eines der am häufigsten gekauften Gemüse in Deutschland. Und das zu Recht: denn durch die hohe Nährstoffdichte sättigt sie ausreichend und versorgt den Körper gleichzeitig mit zahlreichen lebenswichtigen Nährstoffen. Allen voran steht das Beta-Carotin, welches im menschlichen Körper zu Vitamin A umgewandelt wird. Dies ist ein essentieller Nährstoff für gesunde Haut und Schleimhäute, für das Knochenwachstum und nicht zuletzt für das Hell-Dunkel-Sehen. [5] Die Großmütter haben folglich recht mit ihrer Aufforderung: "Kind iss Möhren, die sind gut für die Augen."
Linda Großkopf
Verwendete Literatur:
[1] Becker-Dillingen, J.: Handbuch des gesamten Gemüsebaues, Berlin, 1956.
[2] Vogel, Georg: Handbuch des speziellen Gemüsebaues, 1996, S. 917.
[3] Bock, Hieronymus: Kreutterbuch, Straßburg 1595
[4] Zedler, Johann Heinrich: Universal-Lexicon, Band 9, 1731/54
[5] meine-moehren.de www.meine-moehren.de
Abbildungen:
Abb. 1: Daucus carota. Sturm, J.: Deutschlands Flora in Abbildungen, 1796.
Abb. 2: Geel Rüben. Fuchs, Leonhart: Das Kreuterbuch, 1543.
Abb. 3: Möhre, Foto: Barbara Müller, Veitshöchheim.
Rezept:
Schokokuchen mit Möhren
200 g Möhren putzen und fein raspeln. 125 g Butter im Topf schmelzen und mit 50 g Zucker schaumig rühren. Anschließend 200 ml Milch, 250 g Vollkornmehl, 50 g Kakaopulver, 1 Päckchen Backpulver und 1 Päckchen Vanillepulver nach und nach dazugeben, bis der Teig eine cremige Konsistenz hat. Zum Schluss 100 g klein geraspelte Schokolade unter den Teig heben. Kuchen in einer Kastenform bei 180 Grad Celsius 60 Minuten backen.
Quelle: meine-moehren.de www.meine-moehren.de/rezepte/rezept-allgemein/detail/schokokuchen-mit-moehren